Berge, wohin das Auge reicht. (Photo: Philipp Koch)

Ein spontaner Trip nach Spanien - Teil 2

GRÜEZI, BONJOUR, BUENOS DIAS UND ZURÜCK! Die Route Napoleon hat Phil mittlerweile hinter sich gelassen. Nach der ein oder anderen Strapaze fährt Phil weiter Richtung Süden. Seinem Vorhaben, spanischen Boden zu befahren, sollen aber noch einige Hindernisse in den Weg gelegt werden.

In nur einem Tag von Cannes nach Spanien, das war mein einziger Plan (mehr dazu in Teil 1). Wie genau, wusste auch ich noch nicht so ganz. Dass mich diese Leichtsinnigkeit noch ein paar Mal einholen würde, war mir an diesem warmen Sommermorgen noch nicht bewusst.

How to stay cool bei 38.5 Grad 

Um 08:00 in der Früh ging es los. Egal wie, ich wollte mein Ziel erreichen. Ich freute mich, das erste Mal in meinem Leben Spanien zu besuchen, und so fuhr ich los. Die Autobahn führte mich der Côte d’Azur entlang. 

Beim ersten Stopp kam ich mit einem Motorradfahrer aus Paris ins Gespräch. Wir unterhielten uns über das Tourenfahren sowie die technischen Anforderungen an Motorräder in Frankreich. Handschuhe sowie das Mitführen einer Warnweste sind Pflicht. Ich bin zwar GS-Fahrer, hatte eine solche aber trotzdem nicht dabei, welch Ironie.

Südfranzösische Städchen haben einen besonderen Charme. (Photo: Philip Koch)

Südfranzösische Städchen haben einen besonderen Charme. (Photo: Philip Koch)

Ich setzte meine Reise fort und suchte vergebens nach einer Waschanlage sowie einer Tankstelle. Endlich eine gefunden, verpasste ich die Ausfahrt, was mir einen knapp 40-minütigen Umweg mitten durch eine Stadt einbrockte. Für nichts! Die Waschanlage war nicht mehr zu finden und die Tankstelle liess sich ausschliesslich über die Autobahn anfahren. Ich war überhitzt und gereizt. 38.5 Grad war mein bisheriger Hitzerekord. Das ewige Warten an Lichtsignalen durfte ich bei über 100 Grad heisser Luft aus dem Kühler geniessen. Das Bike war am Kochen, der Tank leer und ich durstig. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.

Die nächste Tankstelle war um 17:00 Uhr erreicht - zwei Stunden davor hätte ich in Spanien sein wollen. Pustekuchen! Immerhin war mein Hobel nun getankt. “Wie läuft’s?”, schrieb meine Freundin per WhatsApp. “Beschissen!”, was meine ehrliche und ungefilterte Antwort. Die Hitze was das eine, doch ich hatte zudem keine Ahnung, ob ich es tatsächlich noch nach Spanien schaffen würde. 

Finde Spanien

Für Trübsalbasen hatte ich keine Zeit. Ab aufs Bike und weiter! Immer näher kam die Grenze, während meine BMW und ich tapfer der Hitze trotzten. Kurz vor der effektiven Grenze bog ich auf eine Landstrasse, nachdem mich die Autobahn stattliche 35 Euro gekostet hatte. Bei dem Vergleich zahlt man die Schweizer Autobahnvignette gerne. Diese Landstrasse sollte übrigens noch meine Rettung sein, denn ich war mir nicht sicher, ob ich (aus pandemietechnischen Gründen) offiziell von Frankreich nach Spanien gelangen würde im Falle einer Kontrolle.

Die Cote d ‘Azur erstreckte sich vor meinen Augen. Wunderschöne Strände, von Segelschiffen und den typischen französischen Häuschen umsäumt. Wieder dieses Ferienkatalog-déjà-vu. Meine miese Stimmung verflog schneller als der Fahrtwind um mich herum. Als ich einen kleinen Pass überquerte, betrachtete ich das atemberaubende Panorama. DAS nenne ich Motorradferien.

STOP

Eine unübersehbare Stopplinie zog sich über den Boden. Keine weitere Beschilderung, keiner da. Das konnte kein Zoll sein, oder? Keine 500 Meter später mündete die frisch asphaltierte Strassen in eine heruntergekommene Version derer und da stand es: Das grosse, blaue Schild mit den goldenen Europasternen: «España»!

Endlich - der lang ersehnte Grenzübergang! (Photo: Philipp Koch)

Endlich - der lang ersehnte Grenzübergang! (Photo: Philipp Koch)

Ein Hauch von Heimat

Nach einer strengen Anfahrt hatte ich es tatsächlich geschafft- die Freude war riesig! Sofort schnappte ich meine Kamera, um die Ausblicke sowie das Grenzgebiet zu fotografieren. Ich meinte, irgendwas mit «Zürich» von einer Familie nebenan aufgeschnappt zu haben. Tatsächlich; fünf Jahre hatten sie in Wallisellen gelebt. Den Zürichberg (wo ich aufwuchs) kannten sie ebenfalls sehr gut. Über Tausend Kilometer von zu Hause weg, um doch einen Hauch von Heimat zu erleben - was für ein Zufall! 

Sie klärten mich auf, dass dieses der einzige unbewachte Grenzübergang sei. Die extrem strengen Grenzkontrollen blieben mir also durch reines Glück erspart. Umso mehr genoss ich anschliessend meine sorgenfreie Fahrt durch Spanien. 

Ein Hoch auf die Sprachbarriere!

Auch in diesem Land blieb es mir nicht erspart: Die mühselige Suche nach einem bezahlbaren Schlafplatz. Unter 140 Euro gab es so gut wie nichts, und das waren dann noch die günstigen. Ein drei Sterne Hotel in Strandnähe für 133 Euro schien mir die beste Option. Vielleicht lockte mich auch einfach der Pool, zumal dieser Tag meinen bisherigen Hitzerekord brach.

Die Rezeptionistin sprach gebrochenes Englisch und versuchte, mich über den tatsächlichen Preis aufzuklären. 166 Euro soll ich nun für eine Nacht bezahlen? Na, was erwarte ich, in der Hochsaison am Meer… Sie zeigte auf den Preis mit dem Finger, «Thats the Price…». Ich hatte sie falsch verstanden! 66€ mit Pool, mit Frühstück, am Meer und somit das günstigste Hotel auf meiner Reise.

Den Abend genoss ich den Pool und die Tatsache, das ich es nach Spanien geschafft habe. Später zog es mich zum Essen ans Meer. Am Strand schaute ich übers Wasser hörte das Rauschen, sah den Vollmond (ultra kitschig, aber wahr). Ich war schon fast ein wenig stolz auf diese Spontane Reise. Eine Idee, die mir auf der Autobahn auf dem Heimweg in den Sinn kam.

Die Sache mit dem Französisch

Am nächsten Morgen machte ich einen Schnelltest. Was, wenn die Grenzwache mich nicht passieren lässt? Na gut, mehr konnte ich jetzt auch nicht mehr tun. 

Frühmorgens setzte ich mich an den Strand und schrieb fleissig Postkarten. Nicht alle hatten geglaubt, dass ich es angesichts der Pandemie und meiner mangelnden Vorbereitung bis hierhin schaffen würde. 16 Postkarten schrieb ich, bevor ich aufbrach um meine GS zu tanken und zu waschen.

Kurz vor dem Grenzübergang fand ich noch eine andere Passstrasse, die mir einen letzten Ausblick aufs spanische Meer schenkte. Die Autobahn führte mich an die Grenze und ich war angespannt. Zu Unrecht, denn es war keiner da und ich konnte problemlos nach Frankreich einreisen, um dort einen Kaffee zu geniessen. 

Mein Seklehrer ermahnte uns damals, dass Französisch wichtig sei. Man stelle sich vor, man möchte eine sympathische Frau an der Cote d’Azur ansprechen, und es scheitert an der Sprache! Damals war ich sicher, dass ich nie freiwillig nach Frankreich reisen würde, und so schrieb ich ebendiesem Lehrer eine Postkarte: «Verdammt, du hattest Recht! Die können hier wirklich fast kein Englisch. Hätte ich doch besser aufgepasst bei dir!»

Grüezi, Bonjour, Buenos Dias 

Nach diesem Kaffe hatte ich mir wieder ein Ziel gesetzt: In einem Tag nach Hause. Gesagt, getan, fuhr ich im Eiltempo los Richtung Zürich. Zwölf Stunden und Tausend Kilometer umgeben von gnadenlosem Fahrtwind, Hitze und Lärm. Im 300-Kilometer-Takt ging es fürs Tanken an eine Zapfsäule, bis auf eine Mittagspause von 40 Minuten lag nicht mehr drin. 

Ich hatte tatsächlich Genf erreicht, und es war sogar noch hell! Noch 2.5 Stunden trennten mich von meiner Wohnung. Als ich um 23:15 Uhr kurz vor meiner Ankunft auf einen Kaffee eingeladen wurde, sagte ich zu. Ich erzählte meine Geschichte, selber erstaunt über die Tatsache, dass ich am selben Tag noch an der Cote d’Azur sass. Es gab so viel zu erzählen, dass ich kurzerhand entschloss, den Sonnenaufgang auf dem Albis zu geniessen. So war ich um 05:30 Uhr zu Hause. 

Einmal nach Spanien und zurück, 2550km zwischen Grüeziwohl, bonjour und Buenos Dias.

Ein Blick auf den Tacho als Reiserückblick. (Photo: Philipp Koch)

Ein Blick auf den Tacho als Reiserückblick. (Photo: Philipp Koch)

Fazit

Ganz ehrlich: Ich wollte mich kurz halten. Hat ja prima geklappt! Ich wollte meine Erfahrungen ungefiltert teilen, denn auch wenn die Bilder phänomenal erscheinen, hatte meine Reise auch eine andere Seite. Die Hitze hat mir zeitweise echt zu schaffen gemacht und ist sicherheitstechnisch nicht zu unterschätzen! Im Anschluss einen kühlen Kopf für die Suche nach einer Unterkunft zu bewahren ist schier unmöglich.

Und wieso mach ich das allein? Quasi alle meine Tourenfreudigen Freunde mussten arbeiten. Ich muss aber auch sagen, ich fahre zum Teil auch gerne allein.

Ich bedanke mich damit sehr herzlich für die tapferen Leser und vor allem an «TheRiders» die mich angefragt haben, einen Text über meine Reise zu schreiben!

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