Endlich - der lang ersehnte Grenzübergang! (Photo: Philipp Koch)

Ein spontaner Trip nach Spanien - Teil 1

Unvorbereitet in den Süden? Kein Problem für GS-Pilot Phil. Wie der erste Teil seiner Reise verlief und warum sich ein bisschen mehr Vorbereitung vielleicht doch gelohnt hätte, erzählt er euch direkt selbst.

Es war ein Sonntag im Juli, 23:00 Uhr, und ich auf der Autobahn nach Hause Richtung Zürich. Noch hatte ich eine Woche Ferien vor mir - noch hatte ich nicht wirklich Ferien gemacht. Schon die letzten Ferien im Winter konnte man nicht wirklich als solche bezeichnen. Damals stand noch die Abschlussprüfung vor mir - diese hatte ich mittlerweile erfolgreich bestanden und den Vertrag für die nächste Weiterbildung bereits unterschrieben. Könnte man also meinen, ich könne die jetzigen Ferien richtig geniessen, und so freute ich mich entsprechend. Auf den Moment, endlich mal nichts zu tun.

Ferienfeeling fehl am Platz

Doch die erste Ferienwoche begann dort, wo ich letzte Woche aufgehört hatte - bei der Arbeit. Nämlich stand am Auto meines Vaters der grosse Service an. Als frisch ausgelernter Automech nahm ich mich dem Projekt an und verbrachte Tage in der Werkstatt. Von Feriengefühl soweit kaum eine Spur, eine Woche verlor ich mit allem drum und dran.

Nur noch eine Woche hatte ich über: Wie nutze ich diese bestmöglich aus?

Da kam sie mir, die spontane Idee: Wieso nicht nach Spanien mit meiner BMW R1200 GS? Bisher war ich noch nie dort, und auch sonst hatte ich kaum eine Verbindung zu dem Land. Auf der Karte schaute ich, wie ich ungefähr dorthin gelangen könnte. “Du musst unbedingt über die Route Napoleon”, liess ich mir von verschiedensten Seiten sagen. Den Mont Blanc wollte ich mir auch nicht entgehen lassen, also kam dieser Umweg auch in meine Planung mit rein. Wenn man überhaupt von einem Plan sprechen kann - denn der Rest war absolut spontan, ja gar unvorbereitet.

Diese GS soll Phil in möglichst kurzer Zeit nach Spanien bringen. (Photo Philipp Koch)

Diese GS soll Phil in möglichst kurzer Zeit nach Spanien bringen. (Photo Philipp Koch)

Am Folgetag teilte ich die Idee mit ein paar Freunden & der Familie. Spannend fanden sie die Idee, rieten mir aber dennoch davon ab. Was, wenn ich mich mit Corona anstecke und 10 Tage im Ausland in Quarantäne versauern muss? Ein Finanzielles und emotionales Fiasko - stand doch der Stellenantritt der Weiterbildung direkt nach den Ferien an.

Vorbereitung: Phil Edition

Neuer Tag, oder besser gesagt DER Tag, an dem ich (entgegen aller gut gemeinten Ratschläge) abfahren werde. Als ich leicht verspätet aufwachte, hatte ich weder gepackt noch meine Wohnung geputzt.  Erst mal zur Bäckerei, denn von Tatendrang war noch keine Spur. «Lustig, jetzt sitze ich noch in Zürich - keine Ahnung, wo ich heute Abend bin», dachte ich mir, während ich auf meinen Kaffee wartete. Ich tippte ein wenig in Google Maps rum, um weitere Inspiration für meine Route zu finden. Für all jene, die denken, ich mache hier beim Erzählen einen auf Cool und wäre in der Realität viel besser vorbereitet gewesen: Nein, ich nahm es tatsächlich so ziemlich auf die leichte Schulter. 

Jetzt sitze ich noch in Zürich - keine Ahnung, wo ich heute Abend bin!

– Philipp Koch

Ich zoomte zum Mont Blanc. Mit 4810 Meter ist er der höchste Berg der EU und ging zudem mit dem fatalsten Tunnelbrand traurig in die europäische Geschichte ein. Falls ich in der Nähe bin, will ich mir das Denkmal anschauen.

Der Kaffee war leer und nun hatte ich immerhin ein Zwischenziel. Der Montblanc, das Denkmal und die Route Napoleon.

Zu Hause packte ich nur das Nötigste - inklusive Kamera. Um 11:00 Uhr ging es endlich los, doch die Reiselust blieb vorerst aus. Der wiederholte Gedanke daran, bald an einem fremden Ort zu sein, gefiel mir dann irgendwie doch. 

Gletscher, Hitze und Klimaanlagen 

Gegen 14:30 kam ich in Genf an - meinem ersten Zwischenziel. Problemlos passierte ich die Grenze und folgte den Schildern zum Mont Blanc, ohne grosse Erwartungen - zu Unrecht! Schon Kilometer davor war der Ausblick phänomenal: Kurvenreiche Strassen und ein wunderschönes Bergpanorama. 

Dieser Anblick verspricht Fahrspass! (Photo: Philipp Koch)

Dieser Anblick verspricht Fahrspass! (Photo: Philipp Koch)

Berge, wohin das Auge reicht. (Photo: Philipp Koch)

Berge, wohin das Auge reicht. (Photo: Philipp Koch)

Auch das Denkmal fand ich vor. 39 Verstorbene bei der Mont-Blanc Tunnelkatastrophe, ausgelöst durch eine weggeworfene Zigarette, die einen 36-stündigen unkontrollierbaren Vollbrand auslöste.

Kurz nach 16:00 Uhr ging es für mich weiter nach Grenoble, dem Anfang der Route Napoleon. Über 300 km Fahrt bei 31 Grad trennten mich von meinem Etappenziel. Es führte mich über sehr ländliche Strassen über 300 km dorthin. Angenehm ist anders.

In Grenoble angekommen, gestaltete sich die Suche nach einem Hotel eher schwierig. Hungrig und verschwitzt entschloss ich mich, etwas ausserhalb der Ortschaft zu suchen und war nach einer Stunde endlich erfolgreich. Dank Garagenbox konnte ich meine BMW guten Gewissens abstellen und es mir im klimatisierten Hotelzimmer gemütlich machen. 

Noch mehr Hitze und wenig Schlafplätze

Die Route Napoleon war für mich bisher unbekanntes Gebiet - ich war gespannt. Einmal volltanken und los. Mein heutiges Ziel war das Meer. Um jeden Preis wollte ich es heute noch erreichen.

Bei 36 Grad um 14:00 Uhr wurde es heiss, irgendwie zu heiss. Der Asphalt erhitzt die Schuhe gnadenlos, der Schweiss läuft nur noch so herunter. Um die 5 Liter Wasser trank ich täglich. Bei jeder Autowaschanlage kehrte ich ein, um meine BMW zu kühlen. Aufgeben war für mich aber keine Option. 

Nachmittags traf ich auf ein Pärchen aus Wien, die mich beim Blick auf mein Nummernschild direkt zum Mittagessen einluden. Hunger hatte ich dank der Hitze keinen, sagte dennoch zu. Gut eine Stunde plauderten wir und ich erfuhr, dass er sogar ein Jahr in Zürich arbeitete - Mensch was für ein Zufall!

Nach der netten Begegnung ging es weiter in ein Paradies für Kurven- und Naturliebhaber. Auch der Respekt gegenüber Bikern fiel mir direkt auf. Mir wurde Platz gemacht und Überholen war so auch bei grossen Fahrzeugen ein Leichtes, so konnte ich die Fahrt umso mehr geniessen. Ich fühlte mich, als ob ich durch einen Katalog fahren würde.

Es war Abend geworden, ich betrachtete die Landschaft. Die Berglandschaft im Rücken, und vor mir verschwand der Dunst im Horizont. Ich wusste nicht, dass der Dunst das Meer war - denn bis Cannes war es nicht mehr weit. 

An der Küste angekommen, rief mich mein bester Freund an. Kommentarlos wechselte ich auf Videochat um, denn das Bild sagte mehr als tausend Worte!

Meer in Sicht! (Photo: Philipp Koch)

Meer in Sicht! (Photo: Philipp Koch)

Die Hotelpreise in der Gegend erschlugen mich schier: 130€ - 280€! Ich ratterte günstigere Bed & Breakfast Angebote ab, jedoch auch nach 1.5 Stunden noch ohne Erfolg. 21:00 Uhr und noch immer 33 Grad, mit einer Luftfeuchtigkeit ähnlich dieser eines Dampfkochtopfes. Schlussendlich zog es mich ins IBIS Hotel an der Autobahn. Solche Strapazen sind wohl die Schattenseiten des spontanen Reisens.

So nah und doch so fern 

Trotz aller Unannehmlichkeiten hatte sich meine Reise bis anhin ausgezahlt. Nette Begegnungen, spannende Erfahrungen und unglaubliche Landschaften machten den Stress wett. Am Meer sein Abendessen einzunehmen und zu wissen, dass morgen bereits das grosse Endziel anstehen soll - ein wahnsinns Gefühl. Doch spanischen Boden zu betreten würde sich gar nicht so einfach gestalten…

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