Die KTM 890 Adventure r. (Foto by: Alexander Ljungqvist)

Adventurebike Buying Guide - Welches passt zu dir?

Keine andere Art von Motorrädern geniesst momentan so viel Aufsehen und Nachfrage wie Adventurebikes. Deshalb wird hier eine Starthilfe für das Aussuchen des auf Dich perfekt passenden Adventure-Motorrad gegeben.

Man könnte schon fast meinen, alle Motorradfirmen haben eine interne Wette, wer das beste Adventurebike auf den Markt bringen kann. Jedenfalls spätestens, nachdem Harley Davidson Anfang 2021 mit der Pan American den Einstieg ins Adventurebike-Segment gewagt hat. Weiter folgten überraschende Veröffentlichungen von Aprilia, MV-Augusta und weiteren Herstellern. Die Auswahl ist schier endlos, und wenn man sich neu für dieses Segment interessiert, eventuell ein bisschen überfordernd. Wir helfen Dir, ein bisschen Struktur in das Chaos der ADV Bike Auswahl zu bringen. Let’s go!

The Big 6 der Adventurebikes

Grundsätzlich gibt es «The Big 6» wenn es um Adventure Bike Hersteller geht. Diese werden mit Abstand auf dem Markt am meisten gesucht und verkauft und deshalb werde ich mich in diesem Beitrag grundsätzlich auf jene fokussieren.

Diese Marken sind:

  • Yamaha
  • Honda
  • BMW
  • KTM/Husqvarna
  • Ducati
  • Triumph

 

Nichtsdestotrotz werde ich der Vollständigkeit halber auch die «exotischen» ADV Bikes benennen.

Die typischen Eigenschaften eines Adventurebike

Wie es der Name bereits sagt, sind Adventure Bikes eben für Adventures (engl. Für “Abenteuer) entwickelt worden. Dies zeigt sich besonders in der aufrechten und bequemen Sitzposition, sowie genügend Schutz für den Motorradfahrer in Form von hohem Windschild oder Verkleidung um den Beinbereich. So können längere Fahrten - auch auf Autobahnen - ohne Probleme absolviert werden können. Ein grösseres Tankvolumen ist unter Reisenden ebenfalls sehr begehrt, um auch etwas abseits der Zivilisation sich nicht ständig um die nächste Zapfsäule sorgen machen zu müssen.

Da sich die meisten Abenteuer nicht nur auf gepflasterte Strassen reduzieren, ist eine weitere wichtige Eigenschaft dieser Motorräder, ein vernünftiges Navigationssystem, sofern man nicht auf Drittanbieter oder das Smartphone ausweichen möchte. 

Nicht zuletzt ist eine kräftige Motorisierung unabdingbar für den Reisespass. Ausreichend Power bei tieferen Drehzahlen für ruhige Fahrten sowie den mühelosen Transport von Gepäck über Stock und Stein ist Status Quo.

Der Markt bietet ein breites Angebot

Um das Chaos der vielen, auf dem Markt vorhandenen Modelle, zu verringern, teile ich die Adventure Bikes in zwei grundlegende Kategorien auf. Zum einen gibt es die schwereren Maschinen, welche meist einen Motor mit Hubraum von 1000ccm aufwärts besitzen. Zum anderen die leichteren Bikes, welche bereits ab 390ccm, zum Beispiel bei KTM, vertreten sind. Die meisten Motorradfahrer suchen entweder ein Adventure-Bike, um lange Reisen zu unternehmen, oder eben mehr Geländefahrspass zu haben, ohne auf den Komfort eines grösseren Motorrades zu Verzichten.

KLEIN, ABER OHO!

In die Kategorie der leichteren, dafür agileren und mehr Offroad ausgerichteten Motorrädern gehören:

 

  • BMW F850 GS
  • KTM 890 Adventure (Rally), sowie die 390 Adventure
  • Husqvarna Norden 901 
  • Yamaha Tenere 700
  • Triumph Tiger 900 Rally (Pro)
Die BMW F850 GS. (Foto by: Franco Restelli)

Die BMW F850 GS. (Foto by: Franco Restelli)

Die KTM 890 Adventure r. (Foto by: Alexander Ljungqvist)

Die KTM 890 Adventure r. (Foto by: Alexander Ljungqvist)

Die Yamaha Tenere 700.

Die Yamaha Tenere 700.

Die Triumph Tiger 900. (Fot by: Philip Pantelides)

Die Triumph Tiger 900. (Fot by: Philip Pantelides)

Niedriger motorisierte Adventurebikes

Auf jedes der Bikes einzeln einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Was ich jedoch verraten kann: Diese Motorräder haben allesamt das Zeug für eine ordentliche Enduro Tour und können mit dem richtigen Fahrer ohne Probleme jedes Terrain bewältigen. Dies zeigt sich auch in den meist längeren Federgabeln, schmaleren Reifendimensionen und ausgeprägtem Unterbodenschutz - eben richtig Offroad tauglich. 

Nichtsdestotrotz bieten sie viel Komfort und Technik, sowie die Möglichkeit, Gepäcksysteme für lange Reisen und Touren zu montieren. Gerade für Einsteiger oder Personen mit weniger Muskelkraft bieten sich diese Bikes besonders an, da sie durch das leichtere Gewicht einfacher unter Kontrolle zu bringen sind (geschweige denn aufzustellen, falls eine Wurzel oder ein loser Stein bei einem Adventure doch einmal siegt). Obschon diese Motorräder auf dem Papier weniger PS oder Hubraum vermerken als die ganz Grossen, sind sie keineswegs zu unterschätzen. Durch die Kraft auch im niedrigen Drehzahlbereich, werden diese Motorräder schnell zu richtigen Spassmaschinen, welche in jeder Situation glänzen. 

Schwere Adventurebikes

In die Kategorie der schwereren Motorräder gehören folgende Modelle: 

  • BMW GS 1200, 1250
  • Ducati Multistrada (ab nächstem Jahr auch die Desert X) 
  • Honda Africa Twin 1100 
  • KTM 1290 Adventure  
  • Triumph Tiger 1200 Rally 
  • Yamaha Super Tenere 1200 
Die BMW GS 1250. (Foto by: Franco Restelli)

Die BMW GS 1250. (Foto by: Franco Restelli)

Die Honda Africa Twin 1100. (Foto by: Franco Restelli)

Die Honda Africa Twin 1100. (Foto by: Franco Restelli)

Höher motorisierte Adventurebikes

Auch diese Motorräder eignen sich bestens für Touren auf der Strasse sowie abseits des Asphalts. Da eine BMW GS jedoch mit Gepäck, Schutzteilen und vollem Tank schnell 400 Kg wiegen kann, ist ein agiles wenden und Luftsprünge schwieriger (jedoch nicht ausschliessbar, wie einige talentierte Adventure Bike Piloten auf Instagram und YouTube beweisen). Der Hauptunterschied zwischen der leichteren Kategorie liegt jedoch klar in der grösseren Motorisierung. Durch den leistungsstarken Motor ist das Sprichwort «willst du mir einen Bären aufbinden» nicht mehr beängstigend, da man auf jenen Motorrädern gefühlt ohne Probleme einen Bären transportieren könnte. Erstaunlicherweise verteilt sich das Gewicht dieser Bikes sehr gut, sodass man beim Fahren von Alpenpässen kaum Anstrengung aufwenden muss, das Motorrad in die Kurve zu ziehen. Ich selbst war überrascht, als ich das erste Mal auf der Honda Africa Twin sass (welche ich mittlerweile als eigenes Bike besitze), und in die Kurven lag. Obwohl die Motorräder für Zuschauer und Passanten teilweise eher einem Scania-Lastwagen anstatt einem Zweirad von der Anschauung ähneln, verhalten sie sich doch Federleicht, ja schon fast wie ein Fahrrad in den Kurven. Besonders auf langen Touren glänzen die grossen Bikes, egal in welche Himmelsrichtung. Der Luxus, mit 140 km/h ohne ruckeln oder nervösem Getue des Bikes im Tempomat auf der Autobahn cruisen, und erst nach 400 Kilometer tanken zu müssen, wird von jedem Enduro-Reiseanfänger schnell genossen.  

DIE INKOGNITO-ADVENTURER 

Weniger bekanntere Modelle im Adventure-Segment:

  • Royal Enfield Himalayan 400 (ab 2023 450)  
  • Moto Guzzi V85tt 
  • MV-Augusta Adventure (550ccm und 930ccm) 
  • Suzuki V-Strom 1050  
  • Aprilia Tuareg 660
Die Moto-Guzzi V85tt. (Foto by: Franco Restelli)

Die Moto-Guzzi V85tt. (Foto by: Franco Restelli)

Untypische Adventurebikes, oder doch nicht?

Da der Begriff der Adventurebikes sehr flexibel und schwammig ist, versuchen viele Hersteller durch Touringbikes mit Adventure-Genen vom Aufschwung dieses Marktes zu profitieren. Nicht zuletzt können jene auch eine gute Wahl für viele Motorradenthusiasten darstellen. Jedoch ist eine Eingrenzung aller auf dem Markt vorhandenen Bikes nicht einfach.  

Dabei muss gesagt sein, dass sich einige dieser Modelle wie zum Beispiel die Royal Enfield Himalayan 650 oder die Moto Guzzi V85tt grossartig als Einsteigerbikes eignen - geringere Motorisierung, tieferer Schwerpunkt sowie das leichtere Gewicht sind hierbei ausschlaggebend. Wenn man sich für ein eher exotisches Adventurebike entscheidet, kann ein Nachteil die nicht vorhandene Verfügbarkeit von «Aftermarket-» sowie Ersatzteilen sein. Dies wird dann besonders problematisch, wenn man die Bikes auch abseits der Strassen bewegt, wo das Risiko von Stürzen erheblich höher ist. Eine grosse Auswahl an Occasion-Ersatzteilen und zusätzlichen Sturzschutz kann dann entscheidend sein. 

Francos Abendteuer

Auch Franco hat schon das ein oder andere Abendteuer mit einem nicht ganz typischem Bike erlebt, den Bericht dazu gibts hier.

Aber welches Adventurebike passt nun zu dir?

Schlussendlich sollte man sich bei der Auswahl eines neuen Adventure Bikes folgende Fragen versuchen zu beantworten:  

  • Wie viel Hubraum kann und will ich fahren, sodass ich mich mit der vorhandenen Power immer noch wohl fühle?  
  • Wie schwer darf das Motorrad sein, sodass ich es mit eigener Kraft wieder aufstellen kann, falls ich hinfalle? 
  • Wie hoch darf das Motorrad sein, sodass ich noch sicher mit den Beinen auf dem Boden abstehen kann?  
  • Wie viel Offroad werde ich effektiv fahren?  
  • Wie viel bin ich bereit für mein Traumbike auszugeben?  

 

Wenn man sich diese Fragen ausführlich überlegt, und mit den damit erhaltenen Resultaten auf die Suche nach dem perfekten Adventurebike geht, bin ich persönlich überzeugt, dass jeder mit einem passenden Zweirad vom Händler nach Hause fahren wird. 

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