Daniel geniesst die Aussicht über die Bucht in Olbia.

Motorradreise nach Sardinien

Sonne, Strand, Motorradfahren – Sardinien lässt das Bikerherz in allen Belangen höherschlagen! In diesem Beitrag erzählt Daniel euch von seinem Motorradtrip nach Sardinien.  

Wir in der Schweiz ansässigen Biker kennen es wohl oder übel - die Sonne zeigt sich zwar, doch um wirklich auf den Strassen sicher fahren zu können ist es oftmals zu Beginn des Jahres noch zu kalt. Dasselbe Spiel wiederholt sich netterweise im Herbst dann nochmals. Gibt es trotzdem Möglichkeiten, bei angenehmen Temperaturen einige Kilometer mit seinem Motorrad abzuspulen? Klar! Eine davon ist die Insel Sardinien – wo es mich vor einiger Zeit auch selbst hinzog. 

Die Reise-Vorbereitung 

Knapp drei Jahre ist es her, als ich mich dazu entschied, mit zwei Freunden nach Sardinien zu reisen. Davon gehört hatten wir schon einiges, aber einen wirklichen Plan hatte keiner von uns und das sollte sich ändern. Sardinien ist nicht wie der Schwarzwald oder die Schweizer Alpen, wo man eben spontan mal hinfährt, sondern eine Insel weit im Süden. Natürlich gehört zu einer solch langen Reise eine gewisse Vorbereitung. 

Die Fähre, mit der man zur italienischen Mittelmeerinsel gelangt, muss bereits im Voraus gebucht werden. Gut 10 Stunden dauert die Fahrt übers grosse Blau – eine Schlafkoje empfiehlt sich daher allemal. So kann man sich entspannt zurücklehnen und kommt ausgeruht auf der Insel an. Es gibt natürlich verschiedenste Fähren-Startpunkte, von der Schweiz aus empfiehlt sich der Hafen Genua als Einsteigeort. 

Für die Early-Birds unter den Reiselustigen gibt es zahlreiche Airbnb-Unterkünfte, welche je nach Wunsch und Portemonnaie alles bieten. Natürlich bietet die Insel auch diverse Hotels und sonstige Apartments. Da wir die Insel noch nicht kannten und uns nicht im Voraus festlegen wollten, buchten wir bloss unsere Startunterkunft in Cagliari. Im Nachhinein betrachtet, hätte sich das Buchen im Vorfeld jedoch gelohnt – mehr Auswahl und günstigere Angebote blieben uns bei unserer Vorgehensweise vorenthalten.  

Auch die Reise nach Genua will durchdacht sein. Wie genau die Route aussehen soll, ist jedoch offen. Vom direkten Weg über die Autobahn bis über kurvenreiche Strassen über zahllose Pässe gibt’s so einiges. Plant auf jeden Fall genug Zeit ein, sodass ihr die Fähre auf jeden Fall pünktlich erreicht!  

Der nächste grosse Knackpunkt ist wohl das Packen. Die Reise nach Sardinien gestaltet sich mit einer Superduke 1290R nicht besonders einfach. Mein Motorrad wurde nicht für grosses Gepäck konzipiert – ein übliches Adventure-Bike würde sich hierfür wesentlich besser eignen. Aufgrund des begrenzten Platzes versuchte ich, nur das Nötigste mitzunehmen. Am Ende gab es doch mehr Gepäck, als erwartet! Wenn ich an meine beiden Freunde zurückdenke (der eine mit einer Ducati Panigale, der andere mit einer Supermoto), war ich dann doch besser bedient mit meiner Superduke. Bis alles seinen Platz gefunden hatte und auch seinen Platz behielt während der Fahrt, dauerte es gut eine Stunde, danach konnte es endlich losgehen!

Sardinien - Die Malediven im Mittelmeer.(Foto: Dang Meyer)

Sardinien - Die Malediven im Mittelmeer.(Foto: Dang Meyer)

Ab in den Süden

Wir entschieden uns, anfangs überwiegend Nebenstrassen zu fahren und auch den ein oder anderen Pass zu überqueren. Ab Como fuhren wir dann über die italienische Autobahn nach Genua. Wir machten uns schon morgens auf den Weg, obwohl die Fähre erst am Abend losfuhr. Diese Entscheidung hat sich definitiv bewährt!

Nachdem wir den ganzen Tag unterwegs waren und nach vielen Autobahnkilometer in Genua ankamen, freuten wir uns richtig auf die Fahrt mit der Fähre. Wir verluden unsere Motorräder und begaben uns anschliessend in die reservierte Koje. Das Programm während der Fahrt war überschaubar. Nach einem kurzen Abendessen im Schiffsrestaurant schliefen wir die ca. 10 Stunden Fahrt praktisch durch und wachten kurz vor der Ankunft in Olbia wieder auf.

De italienische Insel erreicht man mit der Fähre 7 mal die Woche.(Foto: Dang Meyer)

De italienische Insel erreicht man mit der Fähre 7 mal die Woche.(Foto: Dang Meyer)

Die Überfahrtsdauer über Nacht beträgt von Genua ca. 10 Stunden.(Foto: Dang Meyer)

Die Überfahrtsdauer über Nacht beträgt von Genua ca. 10 Stunden.(Foto: Dang Meyer)

Die rauen Seiten Sardiniens  

In Olbia angekommen, erwartete uns die Strecke auf die andere Seite der Insel nach Cagliari. Die Stadt ist mit knapp 154'000 Einwohner die grösste Stadt Sardiniens sowie die Hauptstadt der autonomen italienischen Region. Bekannt ist sie für das Castello-Viertel, das sich auf einer Hügelspitze befindet und von einer mittelalterlichen Mauer umgeben wird. 

In der Hauptstadt mussten wir uns als erstes um eine Unterkunft kümmern. Ein passendes Hotel wurde schnell gefunden und wir konnten endlich unser Gepäck im Zimmer verstauen. Direkt danach zog es uns mit den Motorrädern direkt in die Stadt – eine Pizza sollte uns für die erste Ausfahrt stärken. Ziemlich deutlich wurden wir daran erinnert, dass wir uns in einer Meeresregion befanden. Es begann zu regnen und wir verbrachten den ersten Tag überwiegend im Hotel, für ein wenig Sightseeing zu Fuss hat es gerade noch gereicht. 

Leider war das Wetter während unserem Aufenthalt in Cagliari generell nicht auf unserer Seite. Es gab zwischenzeitlich immer wieder Regenschauer, die uns zwangen Pausen, einzulegen. Trotzdem versuchten wir, das Beste daraus zu machen. Dieses launische Wetter bescherte uns auch kuriose Momente: Auf einer unserer Ausfahrten zogen aus dem Nichts schwarze Wolken auf, kurz darauf befanden wir uns in strömendem Regen. Unweit von uns schlugen Blitze ein und es wurde allmählich ungemütlich und gefährlich. Wir parkierten unsere Motorräder am Strassenrand unter einem Olivenbaum und suchten uns etwas Schutz vor dem Gewitter. Nicht weit von der Strasse fanden wir glücklicherweise eine kleine Scheune als Unterschlupf. Nach ungefähr zwei Stunden war das Gewitter vorbei und die Sonne schien, als wäre nichts gewesen! Dank der Scheune konnten wir uns trocken und die Tour unversehrt fortsetzen. An dieser Stelle die Randnotiz für alle, die nach Sardinien reisen möchten: Das Wetter kann sich jederzeit schlagartig ändern. Verzweifelt nicht, falls sich einmal ein Gewitter bilden sollte - es kann so schnell wieder vorbei sein, wie es gekommen ist. 

Daniel geniesst die Aussicht über die Bucht in Olbia.

Daniel geniesst die Aussicht über die Bucht in Olbia.

Sonne, Sand, Strassen 

Unsere Touren im Süden der Insel planten wir meist entlang der Küste. Eine empfehlenswerte Tour ist die Küstenstrasse nach Villasimius. Wenn man das Stadtgebiet einmal verlassen hat, schlängelt sich die Strasse scheinbar endlos der Küste entlang. Ob foto- oder fahrtechnisch, hier kommen alle auf ihre Kosten! Wunderschöne Ausblicke aufs Meer und die Buchten verwöhnen das Auge, Kurven und meist gute Strassen die Leidenschaft. Kleine Zwischenstopps, um die Aussicht zu geniessen oder ein Foto zu machen, lohnen sich auf jeden Fall. 

Zweitweise erinnerte mich Sardinien ein bisschen an den Schwarzwald. Wo man auch hinfährt, man findet eine kurvige Strecke nach der anderen. Gepaart mit dem mediterranen Charme der Insel ist dieser Ort ein echtes Biker-Paradies. 

Auch abseits der Strassen gibt es viel zu sehen und zu erleben. Buchten, an denen man sich einfach einmal in die Sonne legen kann, um das Meer geniessen, gibt es zu Genüge. Die Badehose muss auf jeden Fall auf die Packliste! Am schönsten sind natürlich die Buchten, welche nicht mit einem Fahrzeug erreichbar sind. Diese sind dementsprechend weniger stark besucht. 

Im Süden gibt es zwei Buchten, welche oft empfohlen werden: Portu de S'Illixi sowie die Nachbarbucht Cala sa figu. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich selber erst später auf diese Buchten gestossen bin und sie selber noch nicht besucht habe - für den nächsten Sardinientrip stehen sie ganz oben auf der Liste!  

Wir haben uns mehrheitlich aufs Motorradfahren konzentriert und das Baden im Meer stand bei uns nicht wirklich im Vordergrund. Nach fünf Tagen beschlossen wir uns, unsere Motorräder wieder zu beladen, um weiter zu ziehen. Unsere Reise führte uns quer über die Insel in den nordöstlichen Teil Sardiniens, zurück nach Olbia, wo wir anfangs mit der Fähre anlegten. 

Tolle Strecken soweit das Auge reicht. (Foto: Dang Meyer)

Tolle Strecken soweit das Auge reicht. (Foto: Dang Meyer)

Mit einer fast 2.000 km langen Küste ist Sardinien einer der grössten Inseln im Mittelmeer.(Foto: Dang Meyer)

Mit einer fast 2.000 km langen Küste ist Sardinien einer der grössten Inseln im Mittelmeer.(Foto: Dang Meyer)

Eine einzigartige Begegnung 

Eine Unterkunft hatten wir auch in Oliba relativ schnell gefunden – ein kleines Appartement auf einer Hotelanlage, mit Parkmöglichkeit direkt auf der Terrasse! Was will man mehr, als das Motorrad wortwörtlich direkt vor der Haustür zu haben? 

Noch am gleichen Abend begaben wir uns ins Zentrum der Küstenstadt. Olbia ist mit knapp 62'000 Einwohnern die viertgrösste Stadt Sardiniens und liegt in der Provinz Sassari. Mir persönlich gefiel die Stadt sehr gut. So stelle ich mir eine italienische Inselküstenstadt vor. Eine Stadt mit charmanten Gebäuden, Palmen, Cafés und Pizzerias wohin das Auge reicht. Die bunten Beleuchtungen abends runden das fast schon kitschige Ambiente ab.  

Am nächsten Tag startete unsere erste Tour in Olbia. Unser Weg führte uns Richtung Süden, wo wir mittags in einem kleinen Dorf namens Aglientu ankamen. Auf der Suche nach einem Restaurant fuhren wir vergebens mehrmals die Ortschaft ab. Ortsansässige bestaunten unsere Bikes und sprachen uns neugierig an, als wir (um auf dem Smartphone ein Restaurant zu suchen) schliesslich anhielten. Wir nutzten die Chance und fragten die Einwohner nach einem guten Tipp. Die Antwort war einheitlich: Ein Stück die Strasse zurück soll es eine Rosticceria geben, und dort wiederum die besten Ravioli im Dorf. Hungrig, wie wir waren, liessen wir uns das nicht zweimal sagen.  

Foto: Dang Meyer

Foto: Dang Meyer

Die Gastgeber empfingen uns herzlich und zeigten uns direkt, wie die Sache dort abläuft: "Zuerst geht ihr zu Mama an die Theke, dort sind die Hausgemachten Ravioli. Ihr sagt Mama, welche ihr wollt und wählt eine Sauce, danach schnappt ihr euch ein Getränk und kommt mit in den Garten”. Gesagt, getan! Die kleine Rosticceria muss man sich wie eine Bäckerei vorstellen, inklusive Garten mit wunderschönen Bäumen und ein paar Tischen mit Stühlen. Wir fühlten uns sofort wohl! Auch einige Einwohner waren bereits dabei, die Ravioli zu geniessen und empfingen uns ebenfalls herzlichst. Die Ravioli wurden ihrem Ruf mehr als gerecht, und das gesamte Ambiente machte dieses Mittagessen zu etwas ganz Besonderem.   

Nachdem wir fertig gegessen hatten, setzte sich beinahe die ganze Familie der Rosticceria zu uns an den Tisch. Am Ende sassen drei Generationen der Familie mit uns am Tisch und wir redeten über Sardinien, Motorradfahren, die Schweiz und vieles mehr. An dem Tag assen wir in der Rosticceria da Piera die wohl besten Ravioli weit und breit und lernten eine gesamte Grossfamilie kennen - eine spezielle Begegnung, welche ich immer in Erinnerung behalten werde. 

Nach dem Gaumenschmaus machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Olbia. Wie auch schon in Cagliari sind die Strassen hier sehr gut erhalten und es gibt Kurven bis zum Abwinken. Einzig auf den Sand an den Strassenrändern will ein Auge behalten werden! Die Linie sollte man hier etwas angepasst wählen. Es ist zudem nicht selten, dass sich Schafherden auf der Fahrbahn aufhalten. 

Am nächsten Tag fuhren wir an die Costa Smeralda. Diese befindet sich an der nordöstlichen Küste von Sardinien. Der Name bekam diese Gegend wegen der smaragdähnlichen Farbe des Wassers. Am Hafen Porto Cevo gibt es Yachten - eine grösser als die andere - zu sehen. Ebenfalls führt eine wunderschöne Promenade der Küste entlang. Es ist nicht zu übersehen, dass sich dort der Urlaubsort des internationalen Jetsets etabliert hat. Dementsprechend sind die Preise höher als an anderen Orten in Sardinien. 

Nach diesen zahlreichen Eindrücken fuhren wir wieder zurück zu unserer Unterkunft und bereiteten uns allmählich auf unsere Rückreise vor. 

Foto: Dang Meyer

Foto: Dang Meyer

Vom Sommerparadies in den Schnee 

Packen war angesagt, bevor wir uns auf den Weg zum Hafen von Oliba machten. Wie schon bei der Hinreise, buchten wir wieder eine Schlafkoje und fuhren über Nacht mit der Fähre nach Genua. Als wir am nächsten Tag in Genua ankamen und sich die Luke öffnete, erwartete uns die Hölle für Motorradfahrer: Es regnete in Strömen und es war gefühlt zehn Grad kälter als zuvor auf der Insel. Da wir keine andere Wahl hatten, fuhren wir direkt bis zur nächsten Brücke (unter der bereits circa 10 andere Motorradfahrer standen) und zogen unsere Regensachen an. Anders als bei der Hinreise entschieden wir uns, den direktesten Weg über die Autobahn zu nehmen, alleine schon wegen des Regens und der Kälte. Noch schlimmer konnte es nicht kommen – dachten wir zumindest.  

Nach etlichen langweiligen Autobahnkilometern mit immer wieder strömendem Regen und einer unfreiwilligen Rundfahrt in der Stadt Mailand (jep, wir hatten eine Ausfahrt verpasst), näherten wir uns dem Schweizer Zoll in Chiasso. Danach ging es weiter auf der Autobahn. Auf Höhe Bellinzona mussten wir eine Entscheidung treffen. Fahren wir durch den Gotthardtunnel oder den San Bernardino Tunnel. Verkehrstechnisch entschieden wir uns für den San Bernardino in Richtung Graubünden. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.  

Bereits völlig durchnässt und ausgekühlt erreichten wir das Ende des Tunnels und konnten unseren Augen kaum trauen: Auf den Strassen lag ein Schneeteppich und es war eisig kalt. Der Schock über die Kälte unmittelbar nach der Fähre war ein Witz dagegen! Wir kämpften uns mit den Motorrädern den Berg hinunter bis nach Chur. Dort mussten wir, da wir Bremse und Kupplung an unseren Fingern nicht mehr spürten, einen Halt einlegen. In diesem Moment fragte ich mich, warum zur Hölle ich nebst den zahllosen Umbauten keine Griffheizung eingebaut hatte. Nichtsdestotrotz rafften wir uns auf und nahmen den letzten Teil der Strecke in Angriff, bis wir dann endlich durchnässt und durchgefroren zu Hause ankamen. 

Die Heimfahrt war hart, und dennoch konnte sie diese wunderbare Reise kein Stück trüben! Ich erinnere mich immer wieder gerne zurück an Sardinien. An die warmen Temperaturen, schönen Buchten, wunderschönen Aussichten, die perfekten Strassen zum Motorradfahren und die netten Leute, denen wir begegnen durften. Ich werde Sardinien bestimmt wieder besuchen und mit den Erfahrungen, die wir bei der ersten Reise gesammelt haben, kann es nur noch besser werden.   

Sardinien - mit oder ohne Motorrad eine Reise wert! (Foto: Dang Meyer)

Sardinien - mit oder ohne Motorrad eine Reise wert! (Foto: Dang Meyer)

Sardinien geht (fast) immer

Wenn bei uns die Motorradsaison endet, geht sie in Sardinien noch lange weiter! Nehmt euer Motorrad, trefft die nötigen Vorbereitungen und geniesst die Strassen und Kurven in Sardinien, die Buchten und Strände und das mediterrane Flair.

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