Effektives Training mit dem Pitbike
Über die letzten Jahre haben Pitbike-Trainings vermehrt an Beliebtheit in der Schweiz gewonnen. Egal ob indoor oder outdoor, die bis zu 190 ccm3 grossen Motorräder bieten Fahrspass ohne Ende. Warum sie sich auch perfekt als Trainingsmotorrad eignen, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Die Rennstreckenfahrer unter uns kennen es nur zu gut: Ein besserer Fahrer wird man durch regelmässiges Trainieren. Trainings mit dem "grossen" Motorrad sind aber oftmals sehr kostenintensiv. Hier kommen die sogenannten Pitbikes ins Spiel. Obwohl Pitbikes weder in Grösse noch Form grosse Ähnlichkeiten mit Superbikes aufweisen, kommt das Fahrverhalten auf dem kleinen Flitzer dem seiner grossen Geschwister doch sehr nahe. Alle, die sich gerade denken, "ach, Rennstrecke fahre ich ja gar nicht, interessiert mich nicht!", nicht so voreilig:
Auch für den normalen Strassenverkehr kann euch ein solches Pitbike-Training etwas bringen.
– Patrick
Die Basics
Durch den kurzen Radstand und die kleine Felgen sind Pitbikes äusserst kippelig zu fahren. Konkret bedeutet dies: je mehr Geschwindigkeit, desto stabiler und präziser lässt sich das Motorrad fahren. Die ersten Meter auf dem Pitbike fühlen sich vermutlich für jeden sehr ungewohnt und teilweise vielleicht sogar befremdlich an. Wie bei ganz vielen anderen Dingen im Leben, gilt auch hier: Übung macht den Meister und das Gefühl für das kleine Bike wird von Runde zu Runde besser werden.
Ideallinie und Blickführung
Als Motorrad-Anfänger hört man wohl sehr oft den Spruch: "Man fährt immer dorthin, wo man hinschaut!". Diese Aussage gilt für alle motorisierten Fahrzeuge. Schnell wird einem aber bewusst, dass es beim Pitbike-Fahren noch mehr als sonst beim gemütlichen Fahren auf der Strasse auf die Blickführung ankommt. Es ist fast unmöglich, einen solchen Flitzer ohne korrekte Blickführung schnell und sauber durch eine Kurve zu bekommen. Welche Blickführung die richtige ist und auf was man alles achten muss, werden wir in einem separaten Beitrag behandeln. Blickführung und das Treffen der Ideallinie sind übrigens auch die ersten Punkte, die man beim Pitbikefahren trainieren sollte. Erst mit einer sauberen Linie sollte an Punkten, wie z.B. Bremspunkt oder Körperposition, gearbeitet werden. Aber nicht nur auf der Rennstrecke ist eine saubere Linie wichtig! Die korrekte Linienwahl, kann übrigens auch im Strassenverkehr das Unfallrisiko deutlich reduzieren.
Routine ist das A und O!
– Patrick
Die Routine
Das Pitbikefahren eignet sich ebenfalls bestens, um an der Körperhaltung auf dem Motorrad zu arbeiten. Hang-off-Fahren besteht nicht nur aus der richtigen Position des Oberkörpers, sondern bereits die Fussposition auf den Rasten ist entscheidend, wie locker man auf dem Motorrad sitzt. Während den einzelnen Turns kann man sich also jeweils ein kleines Ziel an dem man Arbeiten will, setzen. Leider reichen 20 Minuten aber nicht aus, um sich an eine neue Fussposition zu gewöhnen. Während aber diesen 20 Minuten aktiv auf die Fussposition zu achten und diese immer wieder zu korrigieren, wenn aus Intuition etwas falsch gemacht wird, hilft, dass eine gewisse Routine in diesem Prozess aufkommt. Auch wenn wir auf der Strasse nicht neue Bestzeiten fahren, so sind dort die korrekte Fuss- und Körperposition ebenfalls entscheidend und tragen viel dazu bei, wie sicher wir uns auf dem Motorrad führen.
Fortschritt durch Stürze
Viele von uns haben es bereits einmal erlebt: Ein Sturz mit dem Motorrad – sei es auf der Strasse oder auf der Rennstrecke. Oftmals leidet unsere Gesundheit aber auch unser Geldbeutel. Und so komisch es klingen mag, durch Stürze werden wir (im Normallfall) bessere Motorradfahrer. Weil man so das Limit besser abschätzen und in zukünftigen Situationen besser reagieren, oder idealerweise sogar agieren, kann. Gerade für den Rennsport ist das Stürzen also sehr wichtig und gehört zum Lernprozess dazu. Stürze mit dem Pitbike enden oft glimpflicher als mit grossen Bikes, da einerseits die Geschwindigkeit tiefer und auch die Sitzposition näher am Boden ist. Wichtig nach einem Sturz ist es, möglichst rasch wieder auf das Motorrad zu steigen und zu fahren. Das ist die einfachste und effizienteste Art und Weise, die Erfahrungen des Sturzes zu verarbeiten. Diese Ausführungen sollen keinesfalls als Motivation zum Stürzen interpretiert werden, sondern lediglich helfen, die Angst vor dem Sturz zu nehmen und das Positive daran zu finden.
Warum Pitbikes?
Im Vergleich zu Motorcross- und Rennstrecken-Trainings sind Pitbike-Trainings wesentlich kostengünstiger. Ausserdem gibt es in der Schweiz oder im nahen Grenzgebiet einige Möglichkeiten, mit einem Pitbike Indoor und Outdoor fahren zu können. Dazu kommt, dass neue Pitbikes teilweise bereits ab ca. CHF 1'500.- erhältlich sind, wobei es natürlich auch andere gibt, die dann wiederum das vier- oder fünffache kosten können. Es gibt in der Schweiz diverse Anbieter von Pitbiketrainings, wie z.B. die Speed Factory von Jesko Raffin. Man muss sich also nicht gleich von Anfang an ein eigenes Bike anschaffen und kann trotzdem zu fairen Konditionen jede Menge Spass haben und viel Lernen.
Auch mehrmalige MotoGP-Weltmeister setzen auf Trainings mit den kleinen Flitzern – höchste Zeit also, sich mit dem Thema Pitbike auseinander zu setzen und mit dem Training zu beginnen! Die Trainingseffekte zeigen sich nicht nur auf der Rennstrecke! Auch auf der Strasse führen die Sessions mit den kleinen Bikes zu mehr Vertrauen in das eigene Motorrad und dadurch auch zu mehr Sicherheit im Strassenverkehr. Worauf wartet ihr also noch?
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