Vom Weg abgekommen: ein Erfahrungsbericht
Mit dem Motorrad mal vom Weg abkommen – klingt nach Action, kann genauso aber auch eine persönliche Challenge sein. Eine Challenge, der ich mich mit zitternden Knien gestellt habe. Ein kleiner Erfahrungsbericht.
Motorradfahren ist schon auf der Strasse vielseitig: mit Supersportler, Reiseenduros, Naked Bikes oder Café Racern kann jede und jeder seinen oder ihren ganz eigenen Stil des Motorradfahrens finden. Noch vielseitiger wird es aber, wenn man in die Welt der verschiedenen sportlichen Disziplinen eintaucht – nebst den ersten Erfahrungen mit einer Yamaha R6 in Anneau du Rhin habe ich mich deshalb zusammen mit Backyard Racing, Leatt und der MX Academy ans Motocrossfahren wagen dürfen. Ich nehme euch in diesem Beitrag mit durch die Reise von Vorfreude, über zitternde Hände und weiche Knie, bis hin zur totalen Begeisterung.
Der Anfang: ist Offroad mein Ding?
Ich durfte während der letzten Monate unglaublich viele verschiedene Erfahrungen rund ums Motorradfahren machen. Die verschiedensten Motorradtests, kurze Fahrten mit beeindruckenden Bike-Unikaten, die ersten Tage auf der Rennstrecke, Fahrten ins Jura, in den Schwarzwald und endlich auch ausgiebige, wunderschöne Pässefahrten mit Guides, die mir die schönsten Routen-Geheimtipps gezeigt haben. Noch immer gibt es natürlich viel zu entdecken – unter anderem die Offroad Welt. Als wir die Zusammenarbeit mit Backyard Racing starten durften, wurde mir erstmals bewusst, dass das auch für mich bedeutet, wohl bald mal auf einem Motocross Bike zu sitzen. Ist das mein Ding? Keine Ahnung, hab's ja noch nie gemacht. Möchte ich es probieren? Auf jeden Fall! Also, let's go und «Ride on!», wie Oliver Pavioni, der Mitgründer von Backyard Racing sagen würde. Und schon hatte ich zitternde Knie.
Die Basics – erst einmal ausrüsten
War ich froh, dass wir erstmal mit Interview-Beiträgen im MX Shop von Backyard Racing starten durften. Wir erhielten während eines Nachmittags einen Einblick in die Ausrüstungswelt des Motocrosssports. Das Backyard-Team, das mehr eine WG aus alten MX-Freunden zu sein scheint und wohl genau deshalb so gut zusammen harmoniert, hat sich die Zeit genommen, und uns alle Fragen rund um den Einstieg in die Offroad Welt beantwortet. Wir erhielten unsere eigene Ausrütung, die wir für zwei Tage unser Eigen nennen durften. Einmal für die Produktionen der Interviews, und dann noch einmal für die ersten Fahrten auf dem Backyard Racing MX Track in Beggingen (SH).
Habe ich mich während den Interviews noch wie ein kleines Kind auf die erste MX Fahrt gefreut, verging mir das Lachen ziemlich schnell, als Oli meinte, ich soll doch mit seinem Motocross-Bike mal kurz eine Runde um den Block fahren. Natürlich auf Privatgelände und bei gefühlt nur gerade 2.5 km/h mit voller Ausrüstung. Und trotzdem war bei mir in diesem Moment Blackout angesagt – wie ging das schon wieder, mit dem Motorradfahren? Naja, ein Zurück gab's wohl jetzt kaum noch. Also zitternd rauf aufs Bike und erstmal so tun, als wüsste man noch wo das Gas ist. Long Story Short, trotz anfänglicher Unsicherheit haben auch die Einsteiger-Meter mit einem definitiv nicht-Einsteigerbike mega Spass gemacht. Ich fühlte mich schon fast ready für den Trainingstag in Beggingen.
Wir hatten Glück: im Rahmen der Kooperation mit Backyard Racing und Leatt wurden wir mit den bestmöglichen Produkten ausgestattet. Das muss aber nicht sein – wenn ihr selber erste MX-Fahrversuche machen möchtet, dann schaut am besten mal im MX Shop vorbei oder nehmt mit der MX Academy Kontakt auf. Mit den beiden Optionen "günstige Anfängerausrüstung kaufen" und "erst einmal eine Ausrüstung mieten" findet auch ihr garantiert den richtigen Einstieg.
Der grosse Tag: das Training mit der MX-Academy
Ganz so ready fühlte ich mich plötzlich nicht mehr, als wir am Streckenrand in Beggingen standen und uns die Kurven, Sprünge und den Streckenverlauf des Backyard Racing MX Tracks anschauten. Meine Gedanken: ach, ich lasse einfach jemand anderen für mich fahren. Brauchen wir überhaupt effektive Fahraufnahmen, oder kann ich nicht einfach nur drauflos brabbeln? Reden reicht doch irgendwie auch. Muss nicht immer Fahren sein. Na gut, zugegeben – in diesem Moment ging die Angst mit mir durch. Die Angst davor, die Erwartungen all derer nicht zu erfüllen, die unsere Reise in die Offroad Welt gerade möglich gemacht haben. Dann war eben durchbeissen angesagt. Umziehen und ab aufs Bike – wenn auch erstmal nur fürs Interview. Da wusste ich wenigstens, was ich zu tun habe.
Irgendwann kam aber auch ich nicht mehr ums Fahren herum. Chris Möckli, ehemaliger MX Profi und Inhaber der MX Academy, stellte mir meine Honda CRF250F auf den Track, vor die erste Kurve. Und meinte, ich soll fahren. Wie, fahren? Ich? Offroad? Das zweite Blackout innert weniger Tage. Ich hatte wohl Glück und drehte per Zufall am richtigen Griff – die Chance war immerhin 50:50. ;-)
Die erste Kurve war geschafft. Dann die Zweite, dann die Dritte – und es ging weiter, bis ich mich sogar langsam sicher fühlte. Das Zittern wurde weniger, der Spass begann – bis Chris mich vor die erste Steilkurve stellte. Ich spielte Blackout-Panik-Zittern-Let's go nochmals im Schnelldurchlauf durch und stand plötzlich am Kurvenausgang – war mal wieder alles halb so schlimm. Und dann begann der Spass erst so richtig. Ich merkte, dass die Challenges alle nur halb so anspruchsvoll sind, wenn man sich ihnen einmal gestellt hat. Und ich merke, dass es okay ist. Okay, zögerlich zu sein. Okay, vielleicht etwas Angst zu haben – oder viel eher, Respekt. Und ich merkte, dass die Leute um mich herum mich unterstützen, mir helfen, und dass ihr einziges Ziel ist, mir Freude und Spass zu vermitteln.
Die Moral der Geschichte
Na gut, eine Geschichte ist es nicht – die Zitternden Knie, die Unsicherheit, die Angst vor der ersten Steilkurve waren (leider) ziemlich real. ;-)
Aber: eine Moral gibt's trotzdem. Denn schlussendlich geht es uns doch allen genau gleich. Wir alle haben doch Respekt oder gar Angst vor Herausforderungen, vor Aufgaben, vor Situationen, die neu für uns sind. Eine Unsicherheit ist das Normalste der Welt. Und statt uns Gedanken zu machen, dass uns Menschen bei Versagen zuschauen könnten, sollten wir uns doch viel eher darüber freuen, dass uns Menschen dabei zuschauen, wie wir uns neuen Challenges im Leben stellen – nicht, um uns blosszustellen. Sondern um uns zu unterstützen, falls wir unsicher sind und jemanden an unserer Seite brauchen, der uns mal kurz sagt, wo wir das Gas, die Bremse oder den richtigen Gang finden. Und das, liebe Riders, ist der Grund, warum ich das Motorradfahren, die Motorsportfamily und mein Leben für die Riders Community liebe.
Ride on! Danke, dass ihr ein Teil davon seid.
Danke an das ganze Team von Backyard Racing, und genauso natürlich an die MX Academy, für den grossartigen Support bei meinem Einblick in die Offroad Welt! (Bild: Dang Mayer)
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