Ein Gebrauchtfahrzeug kann möglichweise etwas Druck wegnehmen.(Foto: Patrik Fluck)

DAS ERSTE BIKE: OCCASION ODER NEUFAHRZEUG?

Das erste eigene Bike ist ein grosser und entscheidender Schritt in der Motorradkarriere. Neulenker*innen haben die Qual der Wahl: Occasion oder Neufahrzeug?

Bereits lange vor meiner eigenen Motorradprüfung - ich war davor leidenschaftliche Sozia – hatte ich diverse Traumbikes ins Auge gefasst. Von Supersportlern über Naked Bikes bis hin zu Enduros, meine Meinung änderte sich gefühlt wöchentlich. Am liebsten ein Neufahrzeug, das war mir damals klar. Doch was sind die effektiven Vor- und Nachteile? Das und wofür ich mich schliesslich entschieden habe, teile ich in diesem Beitrag mit euch.

Modellauswahl

Bevor ihr euch der Frage Occasion oder Neufahrzeug widmen könnt, solltet ihr eine ungefähre Idee davon haben, welches Bike zu euch und euren Bedürfnissen passen könnte. Wir haben euch hierzu bereits vergangenes Jahr einen Bericht geteilt.

Das perfekte Einsteigerbike

Hier das Wichtigste Iin Kürze: Probesitzen, Testfahren, Freunde fragen. 

Die ganze Story lesen (Das perfekte Motorrad für Einsteiger)

Neufahrzeug – chic aber teuer?

Ein Neufahrzeug ist aus diversen Gründen sehr attraktiv. Die neuesten Modelle bringen die aktuellsten Technologien mit sich. Ausserdem entspricht das Design üblicherweise dem Trend – wobei dies klar Geschmacksache ist und bleibt. 

Ein neues Motorrad zu kaufen ist erstmal logischerweise wesentlich teurer, als sich mit einem gebrauchten Fahrzeug zufriedenzugeben. Der Vorteil: Das Bike war zuvor nicht in fremden Händen. Das Risiko, dass das Motorrad aufgrund mangelnder Pflege (nicht zwingend sichtbare) Schäden aufweist, ist somit ausgeschlossen. Ausserdem bieten die Hersteller bei Neufahrzeugen eine Werksgarantie. 

Ein neues Motorrad zu kaufen ist erstmal logischerweise wesentlich teurer, als sich mit einem gebrauchten Fahrzeug zufriedenzugeben.

– Selina

Neue Modelle bieten die neueste Technologie, wie hier die Aprilia Tuono 660.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Neue Modelle bieten die neueste Technologie, wie hier die Aprilia Tuono 660.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Ausserdem ist die Abholung eines Neufahrzeuges immer ein sehr spezieller Moment.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Ausserdem ist die Abholung eines Neufahrzeuges immer ein sehr spezieller Moment.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Für Motorradeinsteiger*innen ist jedoch die mangelnde Fahrpraxis zu berücksichtigen. Ein brandneues Fahrzeug hinzulegen ist ziemlich unschön. Grösserer Reparaturen im unglücklichen Fall eines Sturtzes sind natürlich durch die (Vollkasko-) Versicherung gedeckt. Allein für kleinere Lackschäden in die Garage zu fahren macht aus finanzieller Sicht jedoch wenig Sinn. Gerade beim Üben von Manövern oder bei den ersten Fahrversuchen kann es vorkommen, dass das Bike hinfällt - bei einem Neufahrzeug tut dies deutlich mehr weh, als bei einem Occasion-Motorrad. 

Occasion – günstig aber ranzig? 

Um den Titel direkt mal aufzugreifen: Nein, Occasionen sind keineswegs ranzig. Es gibt sogar gewisse Jahrgänge und Modelle, welche unter Motorradfahrer*innen beliebter sind als die jeweiligen Neuerscheinungen. 

Je nach dem, wie alt das Bike jedoch ist, gibt es doch ein paar Dinge zu beachten. So haben ältere Jahrgänge teilweise weniger bis gar keine elektronischen Helfer (wie beispielsweise ABS). Hier spalten sich die Meinungen. Während die einen darauf schwören, auf einer solchen Maschine zu lernen, können diese elektronischen Systeme in einer brenzligen Situation die Rettung bedeuten. Wofür man sich letztendlich entscheidet, ist Geschmacksache. Für blutige Fahranfänger*innen empfehlen wir jedoch, tendenziell auf ein Bike mit ABS zurückzugreifen. 

Unter den Occasionen gibt es sehr beliebte Modelle.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Unter den Occasionen gibt es sehr beliebte Modelle.(Foto: Sam Eggenschwiler)

Ein Gebrauchtfahrzeug kann möglichweise etwas Druck wegnehmen.(Foto: Patrik Fluck)

Ein Gebrauchtfahrzeug kann möglichweise etwas Druck wegnehmen.(Foto: Patrik Fluck)

Occasion ist nicht gleich Occasion: Häufig sind fast neue Modelle zu finden mit wenig Kilometern. So muss man nicht auf die aktuellen Trends verzichten, kann aber trotzdem seinen Geldbeutel etwas schonen. Hier wiederum stellt sich das gleiche Problem wie oben – bei einem (fast) neuen Fahrzeug schmerzen kleine Stürze und Lackschäden. Bei einem Bike, das bereits grössere Gebrauchsspuren aufweist, sind solche Zwischenfälle weniger ein Thema. Gerade  Motorradfahrer*innen, welche sich davor fürchten bei Manövern Fehler zu machen und sich unter Druck setzen, kann dieses Kriterium möglicherweise ein wenig Lockerheit verschaffen. 

Occasion ist nicht gleich Occasion: Häufig sind fast neue Modelle zu finden mit wenig Kilometern.

– Selina

Mein Erfahrungsbericht

Ich hatte damals das Glück, eine gebrauchte KTM Duke 390 von meinem Bruder übernehmen zu dürfen. Das Bike hatte schon einige Kilometer auf dem Buckel, ich hatte es fast umsonst haben können. Hingelegt habe ich die Maschine nie, jedoch musste ich mich bereits nach einer Saison von ihr trennen – so kleine Motoren haben eine begrenzte Lebensdauer. Daraufhin holte ich mir die neueste KTM Duke 390 und habe es keine Sekunde bereut. Wir schafften es ohne Stürze oder Zwischenfälle durch die Prüfung und legten tausende gemeinsame Kilometer zurück, bevor ich sie schliesslich verkaufte

Augen auf beim Motorradkauf

Solltet ihr euch für ein gebrauchtes Motorrad entscheiden, ist ein scharfes Auge geboten. Verlangt Servicenachweise und prüft das Bike auf mögliche Mängel oder Standschäden. Vereinbart auf jeden Fall eine Probefahrt und seht lieber doppelt hin. Im Zweifelsfall lohnt es sich, eine Person mitzubringen, welche sich mit Motorfahrzeugen auskennt. 

Mittlerweile, mit etwas mehr Fahrpraxis in der Tasche, fahre ich wieder ein Occasion-Bike. Warum? Die Suzuki GSX-R 600 mit Jahrgang 2006 (jep, eine richtig alte Lady) hat es mir vor zwei jahren schlichtweg angetan. Fehlendes ABS traue ich mir mittlerweile ganz gut zu, als Erstbike empfehle ich ein solches Modell jedoch nur bedingt. Wer bereit ist, etwas mehr Übung in Notbremsung & co. zu investieren und sich auf einem solchen Motorrad wohl fühlt, wird über kurz oder lang auch ohne elektronische Helfer klarkommen. 

Die Qual der Wahl 

Eine pfannenfertige Antwort, ob nun ein gebrauchtes oder ein neues Bike die bessere Wahl ist, gibt es nicht. Entscheidet ihr euch für ein spezifisches Modell und seid euch über eure Anforderungen an das Motorrad bewusst, so entscheidet letzten Endes der finanzielle Aspekt. Eines ist sicher: Ob alte Karre oder frisch ab Werk, Spass werdet ihr mit dem passenden Bike (Das perfekte Motorrad für Einsteiger) ohnehin haben! 

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