Die Energica Eva Ribelle wird in Italien produziert und hat eine Leistung von 107kW

Ein Tag lang elektrisch: angesteckt oder abgeschreckt?

Das Fazit nach einem Tag mit dem Elektromotorrad: beeindruckende Leistung, interessierte Blicke und eine eher unklare Reichweite.

Wir durften einen Tag mit der Energica Eva Ribelle unterwegs sein, einem Nakedbike mit 100% elektrischem Antrieb. Ein Tag mit zitternden Knien, einigen bangen Momenten, vielen interessierten Blicken und einem fast klaren Fazit.

Ein Erfahrungsbericht, keine Studie

Wenn man rund um die Uhr nur Motorräder im Kopf hat, ist es fast schon eine Selbstverständlichkeit, dass in der Garage ein solch motorisiertes Zweirad brav auf einen wartet. Dann kann es auch mal passieren, dass man sich für einen Rideout verabredet und dabei vergisst, dass das Bike in der Werkstatt ist. Nun – Rideout geplant, Motorrad nicht da, also muss eine Alternative her. Die Alternative, welche die Speedbox uns bot, hiess Energica Eva Ribelle – und ist eine Elektromotorrad. Challege accepted, war unsere erste Reaktion: keine 24 Stunden später sassen wir zu zweit auf dem italienischen Stromer. 
Somit soll gesagt sein: der folgende Beitrag ist ein Erfahrungsbericht, keine objektive Studie zu Elektromotorrädern. Es ist eine subjektive Momentaufnahme in der wir unsere Erfahrungen mit der Energica Eva Ribelle, hoffentlich ein Bisschen unterhaltsam, vermitteln möchten. Viel Spass beim lesen! :-)

Die Route des Tages war nichts Wildes: Dübendorf-Wettingen-Affoltern a.A.-Hochdorf-Beromünster-Gunzwil-Wohlen-Wettingen. 144 km – und dennoch zitterten uns die Knie.

Die Route des Tages war nichts Wildes: Dübendorf-Wettingen-Affoltern a.A.-Hochdorf-Beromünster-Gunzwil-Wohlen-Wettingen. 144 km – und dennoch zitterten uns die Knie.

Route und Elektro-Reichweite

...oder auch: grosse Augen und verzweifelte Handzeichen.

Um Abends wieder die Chance zu haben, nach Hause zu kommen, fuhren wir mit Auto und Energica von Dübendorf nach Wettingen – da durften die einen vier Räder Pause machen, während wir uns zu zweit auf der Energica Eva Ribelle in Richtung Riders-Treffpunkt aufmachten. Die Route, die uns erwartete, sah wie folgt aus:  Dübendorf-Wettingen-Affoltern a.A.-Hochdorf-Beromünster-Gunzwil-Wohlen-Wettingen. Knapp 150 Kilometer erwarteten uns – mit einer Reichweite von, laut Hersteller, 230 Kilometer also kein Problem. Spätestens auf der Autobahn gaben wir uns jedoch gegenseitig mit Handzeichen unsere Verzweiflung zu verstehen, denn die Anzeige der Rest-Reichweite sank fast alle zehn Sekunden um einen Zähler. Beruhigung kehrte jedoch wieder ein, als wir den Überland-Teil der Route erreicht hatten und die Reichweite langsam wieder anstieg. Soweit, so gut – die Distanz reichte locker, abends kehrten wir mit 23% Restbatterie nach Wettingen zurück. Aber sollte man sich auf ein solches Zählerchen nicht auch unterwegs verlassen können?

Die kombinierte Reichweite einer Energica Eva Ribelle (2021) beträgt laut Hersteller 230 Kilometer. Achtung: je nach aktuellem Verbrauch, beispielsweise also bei Autobahnfahrten, sinkt die Restdistanz extrem schnell – erholt sich aber wieder bei geringerem Verbrauch, beispielsweise auf Landstrassen oder bei dezenterer Beschleunigung. Also: nicht verunsichern lassen. Das muss so. ;-)

Akte: Elektro-Sound

Die Diskussion um die Notwendigkeit von Motorengeräuschen möchten wir hier nicht anreissen. Fakt ist aber: der Sound eines Elektrobikes ist natürlich nicht vergleichbar mit demjenigen eines koventionellen Motors. Ist das nun gut oder schlecht? Wohl am ehesten Geschmackssache – wir persönlich finden, dass ein inexistenter Sound ja ganz okay wäre, der aktuelle Elektrosound aber eher kontraproduktiv ist. Das Geräusch, welches der Motor bei starker Beschleunigung macht, erinnert eher an eine nicht ganz geschlossene Tür, durch die der Wind etwas zu stark pfeifft. Actionfeeling kommt da nicht auf – wogegen das Gefühl der Beschleunigung dafür umso besser ankommt. 

Das Elektromotorrad hat laut dem Hersteller Energica eine Reichweite (kombiniert) von 230 Kilometern

Das Elektromotorrad hat laut dem Hersteller Energica eine Reichweite (kombiniert) von 230 Kilometern

Die Energica Eva Ribelle wird in Italien produziert und hat eine Leistung von 107kW

Die Energica Eva Ribelle wird in Italien produziert und hat eine Leistung von 107kW

Energica Motorräder werden im Raum Zürich unter anderem von der Speedbox in Wettingen vertrieben.

Energica Motorräder werden im Raum Zürich unter anderem von der Speedbox in Wettingen vertrieben.

Die Beschleunigung beeindruckt

Bei all den Reichweite- und Sound-Diskussionen: der Punkt der Beschleunigung können, wollen wir und sollte man auch nicht diskutieren. Denn ob man es nun auf der öffentlichen Strasse braucht oder nicht: die Beschleunigung eines Elektromotors ist beeindruckend. Wer das in einem Elektroauto schonmal erlebt hat verdopple diese Begeisterung und weiss damit, wie sich ein Elektromotorrad bei voller Power anfühlt. Autobahneinfahrten, Überholmanöver oder einfach mal ein kontrolliertes von-der-Ampel-wegfahren im Schnelldurchlauf werden zum echten Spass. Genauso wie jede Beschleunigung aus der Kurve – ja, auch, oder vor allem im erlaubten Geschwindigkeitsbereich. Genau das ist ja das schöne daran. 

Unser Fazit: zurückhaltend beeindruckt

Die Überschrift sagt eigentlich schon alles. Wir sind irgendwie beeindruckt – aber dann doch auch wieder unsicher. Warum? Weil der Elektroantrieb definitiv seine Vorzüge hat. Der Vergleich von der Fahrt mit dem Elektromotorrad und dem Gefühl des Fliegens kommt nicht von irgendwo, das hat schon was. Das Kuppeln und Schalten fällt weg, was irgendwie entspanned ist – gleichzeitig kann es für den einen oder anderen aber auch fehlen. Die Reichweite, die je nach Fahrweise (man will so eine Beschleunigung doch auch ab und zu mal ausreizen und nicht konstant auf Sparflamme unterwegs sein müssen) doch nicht ganz zuverlässig zu sein scheint, ist wohl noch nicht ganz ausgereift. Beim Sound, da scheiden sich die Geister – und das ist auch gut so, denn jeder soll seine Vorlieben in Sachen Motorradmodellen haben, ob Elektro oder nicht. Long Story short: wir sind sicher, dass ein Elektrobike dann zu einer richtig coolen Alternative wird, wenn die Reichweite etwas besser optimiert ist. Denn egal ob Sound oder Stille, kuppeln oder fliegen – eines möchten wir Motorradfahrer*innen uns doch nicht nehmen lassen: unsere Freiheit. 

Eure Meinung zu Elektromotorrädern?

Habt ihr schon Erfahrungen mit Elektromotorrädern gemacht? Seid ihr Fans – oder doch eher Skeptiker? Wir wollen eure Argumente hören oder lesen – schickt sie uns gerne an info@theriders.ch und seid Teil des nächsten Community-Reviews, hier auf theriders.ch. 

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